Raffinierte Bilder über das Leben

Mannheimer Morgen

Raffinierte Bilder über das Leben

Das Porträt: Die Mannheimer Künstlerin Nele Probst sucht das Simple in ihren vielschichtigen Malereien und Kollagen

Kunterbunt, verdeckt komisch und noch verborgener raffiniert, so könnte man die Kunst von Nele Probst beschreiben.Geboren wurde sie in Mannheim studiert hat sie hier an der Fachhochschule für Gestaltung-um nach dem Diplom nach hamburg und später nach Berlin zu gehen. Denn schon im ersten Semester sei ihr klar geworden, dass das übliche Grafikdesign nichts für sie ist. Sie nennt es in der Rückschau ihren „Kampf mit der Werbung“ Aber mit Illustration hat sie sich schon neben dem Studium Geld verdient, sie wurden zu einem festen Bestandteil ihres künstlerischen Lebens. An der hochschule für bildende Künste in Hamburg war sie dann in den frühen neunziger Jahren Gast, blicjte hinein in das, was sie was sie heute ihre Berufung nennt, die zum beruf geworden ist.Kunst.

„Da lässt sich Leistung nicht am Verdienst messen“, sagt die sympathische Malerin, die heute in Berlin lebt, der europäischen hauptstadtz der Künste. „Und Kunst braucht Gönner, kunst braucht Mäzene“, das ist ihre Meinung, mit der sie nicht alleine steht.Die Malerei und die Holzarbeit, die sie in den vergangenen fünf Jahren betrieb, bezeichnet sie heute als ihre künstlerischen Hauptgebiete. Und man müßte noch ergänzen. Auch Projektarneit hat sie zuletzt sehr beschäftigt. Nele Probst hat viele Ausstellungen mit Kollegen organisiert, nicht nur in Berlin. häufig hat sie auch kuratiert und paralell malerisch-erzählerische, aber auch eher formal strikte werke geschaffen, wie man es zuletzt in einer Ausstellung in der Mannheimer BGN schön sehen konnte. hier hatte ihr der Kunstverein die Möglichkeit gegeben, viele verschiedene Gemälde aus den vergangenen zehn Jahren zu präsentieren. Auf ihren Bildern überlagern sich Ausschnitte aus der Wirklichkeit, was eine wesentliche Strategie von Nele Probst deutlich macht: die sich aperspektivisch verhaltenden Realitätsebenen erschließen zwar Räume, die aber nicht der Wirklichkeit entsprechen. häufig sind es sich öffnende Flächen, die mit -wie es scheint – einfachen Formen gefüllt werden. kindliches ist ihr schon oft nachgesagt worden, aber dieser Ausdruck trifft es nicht. Eher gesuchte Simplizität, wie es etwa Jean Dubuffet oder die Kobra-Gruppe auszeichnete, die sie anwandten um die Intensität der Bildeindrücke zu steigern. Ihr Stilmittel aus Versatzstücken, auch Collagen, zieht sich wie ein roter faden durch ihr Werk. „Wildes Erzählen war mein Schwerpunkt bis vor drei Jahren,“ sagt die Künstlerin, „jetzt wird die Bildfläche ruhiger und klarer, das ist ein fließender Prozess.“

Lieber Buchstaben im Bleisatz

Nele Probst sucht und bietet keinesfalls den reinen Sehgenuss bei Form und Inhalt, sondern Reflexionen über das Leben, den Menschen. Ihr Sinn für Materialität machte sich schon früh bemerkbar. Sie mochte es mehr Buchstaben im alten bleisatz zu setzen, statt am Computer zu arbeiten. Heute entdeckt sie Klebeband an einer Autobahnraststätte ebenso für ihre künstlerische Arbeit wie Stoff, Plastiktüten, Sand oder Holzmehl. Diese Vorliebe teilt sie mit Norbert Nüssledem leider 2012 verstorbenen Mannheimer Collageur mit dem sie 1996/97 in Spandau ausstellte und dessen Werk sie sehr schätzt.

Auf ihrer Webseite sind viele ihrer dreidimensionale Werke zu sehen, in denen sie erneut den Hang zu ausdrucksstarker Simplizität deutlich machen. Etwa das „Zeichen“von 2010, das in der Kombination aus gefundenen, benutzten Holz mit Gusseisenteilen in der klaren, einfachen Formensprache an Tatlin erinnert. Einfachheit wird hier zur abstrakten Kunst, ohne Geometrie, Simplizität der Formen zur Komplexität im Raum – und das zeichnet die Kunst von Nele Probst in allen Bereichen aus.

von Susanne Kaeppele